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Elliptische Mondhalos im winterlichen Nordrussland
Februar 2010

Beobachtungen von elliptischen Halos sind relativ rar, doch während meiner zweiten großen Winterreise durch den Norden Russlands, sah ich derartige Halos gleich dreimal – in drei aufeinander folgenden Nächten am Mond! Dabei hatte ich auch zweimal Gelegenheit, die verantwortlichen Eiskristalle direkt zu begutachten. Aber der Reihe nach...

25. Februar 2010 (südlich von Izhma)

Ich campierte gerade an einer Lichtung inmitten der tief verschneiten Taiga der Komi-Republik und taute mir Schnee für das Abendessen, als plötzlich ein elliptischer Ring um den hochstehenden Fast-Vollmond erschien. Es war meine erste Sichtung einer solchen Haloart, daher ließ ich sofort alles stehen und liegen und versuchte ein Foto von dem ovalen Ring anzufertigen, was sich allerdings mit Stativ aufstellen, Kamera ausrichten und Drahtauslöser einschrauben nicht schnell genug umsetzen ließ. 5 min dauerte die Erscheinung, dann war das Ganze auch schon wieder vorüber. Immerhin konnte ich noch die Ausdehnung des Rings bestimmen.

Offenbar trat der Halo in Zusammenhang mit dünnem Ac tr fra auf, der sich beim Vorüberziehen auflöste, denn nur 10 min nach Haloende fielen kurzzeitig feine Schneekristalle vom Himmel. Auch wenn die Kristalle nur einen halben bis anderthalb mm Durchmesser hatten, so konnte ich deutlich erkennen, dass es sich um sechseckige, sternförmige Plättchen handelte, die ein wenig abgelutscht aussahen und in der Mitte offenbar eine Vertiefung aufwiesen, denn bei Lichtreflexen auf der flachen Ebene konnte ich einen dunklen Punkt in der Mitte ausmachen.

Währenddessen tauchte ein weiterer elliptischer Ring am Mond auf, diesmal etwas kleiner und schwächer, als der vorhergehende, dafür aber über 15 min hinweg. Jetzt gelang mir auch das einzige Foto. Direkt zum Haloende fielen wieder die beschriebenen kleinen Schneesternplättchen, die wie abgenutzte Zahnkränze aussahen. Damit trat der Niederschlagsbeginn jeweils 15 min nach Beginn der Haloerscheinung ein. Sehr hoch konnte der Entstehungsort also nicht gewesen sein. Das durchziehende Gewölk, in dem zwischenzeitlich und am Ende noch ein schwacher, aber vollständiger 22°-Ring auftrat, befand sich wohl doch eher im Sc-Niveau. Die Temperatur am Beobachtungsort betrug -20°C, die Mondhöhe etwas weniger als 40°.

26. Februar 2010 (Izhma)

Als ich nach acht eiskalten Tagen im Freien endlich Izhma erreichte, quartierte ich mich für eine Nacht in einer Gästeunterkunft ein. Die trockene Hitze in den gut beheizten Räumen belastete mich, also ging ich gegen Mitternacht noch für eine kurze Runde ins Freie und siehe da: schon wieder ein elliptischer Halo! Diesmal variierten die Radien innerhalb weniger Minuten, wobei es zu Beginn sogar zwei unterschiedlich große Ringe zeitgleich gab, die stets nach oben offen waren. Der Himmel präsentierte sich diffus, ich konnte keinerlei Wolkenstrukturen erkennen, sicherlich auch wegen der grellen Straßenbeleuchtung. Zu Boden fallende Eiskristalle gab es jedenfalls keine. Die Temperatur lag bei -17°C und der Mond stand sehr hoch.

27. Februar 2010 (Yrgen-Schar am Fluss Izhma)

An jenem Abend zeigten sich schon von Beginn an wiederholt Lichtsäulen an Lampen und Autoscheinwerfen, die durch fallende Schneesternplättchen hervorgerufen wurden. Als der Vollmond emporstieg, gab es auch an diesem eine kurze Lichtsäule und für einen kurzen Moment wieder einen elliptischen Ring. Der war diesmal recht groß und erreichte in der Vertikalen einen Durchmesser von rund 15°. Nach nur zwei Minuten verschwand er dann und ich schaute mir wieder die Schneesterne an – sie hatten tatsächlich wieder die Form und Größe wie zwei Tage zuvor, nur dass sie jetzt pausenlos vom teilweise mit Sc bedeckten Himmel rieselten. Die Temperatur zu diesem Zeitpunkt: -20°C, Höhe des Vollmondes: 18°.

Elliptischer Mondhalo südlich von Izhma in der nordrussischen Komi-Republik.
(25.02.2010, 22.30 Uhr UT+3h – Diascan einer Analogaufnahme)

Eine weitere Sichtung eines elliptischen Halos gelang mir sieben Jahre später bei Eisnebel im Norden Jakutiens – zu finden im Bericht:
Der Halohimmel im jakutischen Frühling 2017...



© 2008 by Richard Löwenherz